Mensch und Hund

Um den Hund zu verstehen, muss man seine ureigenen, natürlichen Bedürfnisse und Anlagen kennen. Das Tuscany Dog Project gab mir die Chance verwilderte Hunde zu beobachten, was eine seltene, aber sehr lehrreiche Sache darstellt. Solche Beobachtungen können aufzeigen wie Hunde leben würden, wenn ihnen keiner "rein redet".

Täglich werden kleine Hundewelpen geboren - Welpen der domestizierten Form des Wolfes. Domestiziert heißt, dass tausende von Vorfahren in Menschenhand groß wurden und sich in ihrem Wesen an das Leben mit dem Menschen angepasst haben.

Was wäre nun, wenn ein kleiner Welpe groß werden dürfte ohne Einfluss des Menschen?

Der Kleine wächst herran und würde los ziehen, sich ein schönes Fleckchen Erde zu suchen, das er sein eigen nennt. Sei Territorium würde er gegen Eindringlinge (z.B. Hund, der mit seinem Besitzer spazieren geht) verteidigen. Er würde mit aggressiver Kommunikation klar machen, dass dies seins ist und bereit dafür zu kämpfen.

In der Menschenwelt: NICHT ERLAUBT!

Bald würde er sich auf die Suche machen nach einer paarungswilligen Hündin, um ein Rudel zu gründen. Das heißt er zieht los, um sich mit der nächsten läufigen Hündin zu paaren

In der menschlichen Zivilisation: NICHT ERWÜNSCHT!

Natürlich braucht sein kleines Rudel etwas zum essen. Das heißt, er geht auf die Jagd.

In der menschlichen Kulturlandschaft: VERBOTEN!

Wir sehen, der Hund trifft in unserer Welt auf viele Verbote und Einschränkungen seines natürlichen Verhaltens und die oben ausgeführten sind lange nicht alle. Diese natürlichen Verhaltensweisen, die in der Menschenwelt unerwünscht sind, werden von den Menschen als Verhaltensauffälligkeiten bezeichnet. Im Grunde sind sie dies nicht, aber Fakt bleibt:

Der Hund muss sich der Menschenwelt anpassen.

Verhaltensregeln müssen gelernt werden. Dies nennt man Erziehung. Dies sollte jedoch nicht als notwenidiger Drill betrachtet werden, sondern Erziehung kann Spass machen und bietet gleichzeitig eine artgerechte Beschäftigung mit dem Hund.

Ein Hund bringt mit seinen erblichen Anlagen viel mit, aber nicht die Erziehung, wie sein Besitzer es sich vorstellt.

Ebenfalls nicht angeboren oder durch eine übergeordneten Macht festgelegt ist, dass der Hund seinem Besitzer gehorchen MUSS. Ein Hund ist ein selbständiges Lebewesen und kein geborener Diener des Menschen.

Dies bedeutet Motivation und positive Bestärkung gehören in den Mittelpunkt jeder Erziehung.